4t
Zweiter Abschnitt.
Die Erdoberfläche in Beziehung auf die drei
Naturreiche.
§. 39. Organische, unorganische Körper. Die drei
Naturreiche.
Alle Körper der Erde zerfallen in belebte und unbelebte.'
Die erstern heißen auch organische Körper, weil sie mit Werk-
zeugen (Organen) zur Selbsterhaltung versehen sind; die letztern
unorganische, weil ihnen solche fehlen. Die Mineralien (Steine
Metalle, Erden u. s. w.) sind unbelebte oder unorganische, die
Pflanzen, Thiere und Menschen sind belebte oder organische Ge-
schöpfe. Sämmtliche Mineralienarten bilden das Mineralreich,
sämmtliche Pflanzenarten das Pflanzenreich, sämmtliche Thier-
arten, zu denen auch der Mensch, von seiner physischen Seite be-
trachtet, gehört, das Thierreich. Das Mineral-, das Pflan-
zen- und das Thierreich heißen die drei Naturreiche.
Die Erdoberfläche in Beziehung ans das
Mineralreich.
§. 40. Vorbemerkungen.
Die Verbreitung der Mineralien über die Erdoberfläche ist
bis jetzt nur sehr mangelhaft erforscht. Wir werden uns hier
nicht mit dem gesammten Mineralreich beschäftigen, sondern nur
die Verbreitung der verschiedenartigen großen Massen, der
Gesteine oder Felsarten, woraus die Erdoberfläche zusammenge-
setzt ist (vergl. §. 20 phys. Geogr.), der g e o g n o st i s ch e n Be-
standteile derselben, ins Auge fassen (geognostische Geographie).
Aber auch in Rücksicht dieser sind unsere Kenntnisse noch sehr
lückenhaft, namentlich über die fremden Erdtheile. Wir geben
daher im Folgenden auch nur die geognostischen Umrisse von
Europa.
§. 41. Geognostische Beschaffenheit des Alpengürtels.
Die Uralpen, die mittlere Hauptmasse der Alpen, welche auch
die in der top. Geogr. Vii. 2. B. S. 74 erwähnten kleinen Seen
enthalten, bestehen aus Granit u. a. Urgebirgsarten. Diese mittlere
Kette wird nördlich und südlich von den K a l k a l p e n begleitet, an
deren Fuße die großen Alpenseen liegen. Die nördlichen Kalkalpen
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
Verwitterung. — Ausnagung durch fließende Gewässer.
19
und Salz, fortträgt und au andern Stellen, so auch im Meere, ablagert. Das
salzige Meerwasser wirkt als chemisches Lösungsmittel und zerbröckelt das
Küstengestein. Auch die Humussäuren absterbender Pflanzen und der Kohlen-
und Stickstoff abgestorbener tierischer Mikroorganismen zerfressen die Felsen.
Durch solche Bazillen ist z. B. das Faulhorn (2700 m) im Berner Oberlande
nahezu durchfressen.
16. Caüon des Verdon, eines linken Nebenflusses der Durance.
In den Seealpen hat das Wasser des Verdon bis Zu 350 m Tiefe einen Canon ausgewaschen, dessen vier
gesonderte Strecken im ganzen 47 Km lang sind. Der senkrechte Durchschnitt durch die Gesteine der ver-
schiedensten Zeitalter macht ihn zu einem kleinen Abbild des Erohen Caüon des Colorado. Nur der wenn
auch spärliche Baumwuchs auf den schmalen, bandähnlichen Absätzen der senkrechten Wände unterscheidet ihn
von diesem.
e)die Ausnagung (Erosion) durch fließende Gewässer (Bild 15, 16, 17),
die vom kleinsten Regentropfen an bis zum Gießbache daran tätig sind, die
Höhen zu erniedrigend Folgen der Änsnagnng durch das Wasser sind die
Aufschüttung von Schnttkegeln (Bild 17), Bergrutsche und Bergstürze, die
Erdpyramiden (Bild 18), die Karren oder Schratten int Karst n. a. Der
Austragung wird vorgearbeitet durch die Wirkung der
1 Das großartigste Erosionstal ist das des Rio Colorado in den Vereinigten Staaten
Amerikas, 320 km lang, 1000—2000 m tief und durchschnittlich Ii1/* km breit. Einen
den Canons ähnlichen Bau weisen die Klammen Tirols auf, so die Liechtenstein-Klamm
(Bild 15), ebenso die engen Seitentäler des Elb-Sandsteingebirges; auch der Rhein
fließt von Bingen bis Bonn durch eiu Erosionstal.
2*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Berner_Oberlande Vereinigten_Staaten
Amerikas Rhein Bonn
136
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
2) Die merkwürdig geformten Dolomiten ^ mit der schneebe-
deckten Marmolata, 3360 m (östlich der Etsch), übertreffen sowohl
durch ihre grotesken Formen als auch durch ihre prächtige Farben-
Wirkung (klare Luft) alle übrigen Teile der Alpen. Nach dem Etschtal
zu sind ihnen die Trientiner Alpen vorgelagert.
3) Die Karnischen Alpen 2 werden im Norden durch die Drau
Aic drei Zinnen, 3000 m.
begrenzt. Ihre östliche Fortsetzung sind die Karawanken, welche
sich weit nach Osten in die Ebene vorschieben.
4) Die Julischen Alpen3 auf dem rechten Save-Ufer, mit dem
1 Dolomit ist die Verbindung von kohlensaurem Kalk und kohlensaurer
Magnesia. Seine Farbe ist blendend weiß, eine Schichtung fehlt. Der Dolomit
neigt stark zur Verwitterung, die weniger widerstandsfähigen Teile werden ab-
getragen, die übrigen bleiben erhalten. S. Wandb. Lehmann, Nr. 24.
2 Vom keltischen carn = Fels oder von den alten Karnern (Kärnten
herkommend.
s Nach Julius Cäsar benannt.
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— 21 —
Kanton Graubünden (im Engadin), sprechen noch heute die Rätoro-
manen (der andere Teil der Bevölkerung) ihre altertümliche roma-
nische Mundart. — Dieser Zusammensetzung entsprechend ist auch der
größere Teil der Bevölkerung evangelisch (reformiert), der kleinere
katholisch.
Seit dem 11. Jahrhundert gehörte die Schweiz zum Deutschen
Reiche. Die Bedrückungen durch Habsburgische Fürsten führten
1307 zur Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft, der sich
immer neue Gebiete anschlössen, welche dann in blutigen Kämpfen ihre
Unabhängigkeit errang. Im Westfälischen Frieden 1648 wurde
die Selbständigkeit der Schweiz anerkannt.
Die Schweizer sind kräftige, biedere, fleißige Menschen, von Freiheits-
liebe und Anhänglichkeit an die heimatliche Scholle beseelt. Sie sind
von Gottvertrauen erfüllt, wozu sie das Leben in den Bergen mit seinen
vielen Gefahren geführt hat. Dabei haben sie einen heiteren Sinn und
verschließen sich auch nicht mildtätigen Werken. — Die allgemeine
Volksbildung steht sehr hoch. Für das Schulwesen ist gerade
in der Schweiz bestens gesorgt. — Die dichteste Bevölkerung wohnt
im Industriegebiet der Schweizer Hochebene.
Die wichtigsten Erwerbsquellen bilden Ackerbau (Getreide,
Wein, Obst u. a.), Viehzucht (Ausfuhr von Milch und Käse —
besonders bekannt ist der Emmentaler), Waldwirtschaft, Bergbau
(nicht umfangreich, doch im Berner Jura Eisen — Steinkohlen im
Kanton Freiburg — Anthrazit im Kanton Wallis — Salinen
in Rheinselden am Rhein und an zahlreichen andern Orten —
Mineralquellen, und zwar Säuerlinge im Kanton Graubünden,
in St. Moritz und Tarasp-Schuls — Schwefelquellen in Gur-
nigel unweit des Thuner Sees — Marmor, Gips, Ton, Sand-
stein, Dach- und Tafelschiefer n. a.), Industrie (sie ist ganz be-
deutend; in erster Linie sind die Seidenindustrie und die übrigen
Zweige der Textilindustrie, die Eisenindustrie, die Uhren-
fabrikation, die Holzindustrie, die Anfertigung von Schmuck-
gegenständen zu nennen), Handel und Verkehr. Letztere sind eben-
falls hoch entwickelt. Das Eisenbahnnetz ist dichter als dasjenige
Deutschlands. Selbst der Jura wird von drei Bahnen überschritten. —
Die Schweiz ist ein reiches Land.
Heute bildet die Schweiz einen republikanischen Bundesstaat,
der sich aus 22 selbständigen Einzelstaaten oder Kantonen zusammen-
fetzt. Drei derselben sind Doppelkantone. Die äußern Angelegen-
heiten ordnen der Bundesrat und die Bundesversammlung.
Ersterer besteht aus sieben Mitgliedern. An seiner Spitze steht der
Präsident, der alljährlich von der Bundesversammlung neugewählt
wird. In diese werden wieder vom Volke Abgeordnete aus allen Kan-
tonen berufen.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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§ 238.
2. Die Gesteinshülle der Erde.
279
d) Veränderungen in der Gestalt des Landes.
§ 238. Veränderungen bringt jeder Tag. Sie werden außer durch die Tätigkeit
des Meeres und die fortdauernde Faltung der Erdrinde namentlich bewirkt durch:
1. Erdbeben. Die Erdbeben sind überwiegend tektonischer Art oder
Dislokationsbeben, d.h. in Veränderungen der festen Erdkruste, Verschiebung
ihrer Schichten begründet. Häufig sind die Einsturzbeben, die durch Einsturz vou
65. Gletscher am Nordgehänge des Kurgüthidar, von dem 4500 m hohen Hochtal
Rimkin Paiar Encamping Ground aus gesehen (Phot. Dr. C. Diener).
Der Gletscher ist weit zurückgewichen, er hat links im Vordergrund einen Endmoränenwall aufgeschüttet.
Durch die Niederschläge sind aus den Spalten des Gesteins gewaltige Schuttmassen ausgeschwemmt und
zu Schutt- oder Schwemmkegeln ausgeschüttet. Diese bilden eine Art Trockendelta, dessen Spitze an
die Ausflußstelle der Spalte reicht und dessen Oberfläche wie der Mantel eines Kegels gekrümmt ist.
Hohlräumen hervorgerufen werden. Die Beben, die oft Tausende von Lebewesen
plötzlich vernichten, sind so häufig, daß auf je 2 Tage drei kommen. Nur in jüngeren
Flachländern fehlen sie, in Japan dagegen zählt man im Jahresdurchschnitt an 600.
2. die chemische Umwandlung, die Verwitterung und die Auflösung durch
das Wasser, das die aufgelösten Teile, namentlich Kalk, Gips und Salz, fortträgt
und anderwärts ablagert. Das Meerwasser wirkt als Lösungsmittel und zerbröckelt
das Küstengestein (Fig. 56,57,70). Auch die Humussäuren absterbender Pflanzen
nndjder Kohlen- und Stickstoff abgestorbener tierischer Mikroorganismen zerfressen
die Felsen, z. B. das Faulhorn (2700 m) im Berner Oberlande.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 96 —
see. — Betrachtet den Abfluß des letzteren! Welcher Ort liegt daran?
Miesbach. - In der Umgegend dieses Ortes wird schönes Vieh
gezogen, wie in der Triesdorser und Ellinger Gegend. Bei welcher
Stadt mündet die Maugsall in den Inn? Rosenheim. — Diese
Stadt wird häusig wegen ihrer schönen Lage gerühmt. Was erzählt
uns die Karte von der Lage Rosenheims? Es liegt am Einfluß der
Mangsall in den Inn. — Das ist zwar schön, aber für Rosenheim sehr
gefährlich. Wenn Hochwasser kommt, liegt oft ein großer Teil der Stadt
unter Wasser. Seht nach Süden hin! Hier breitet sich das Rosenheimer
Moos aus. — Auch das trägt nichts zur Schönheit der Lage bei. Da
müssen wir weiter nach Süden sehen! Die Berge. — Ja, die nahen
Berge der Alpen sind^s, die die Lage von Rosenheim so schön erscheinen lassen.
Auch das Innere von Rosenheim ist merkwürdig. Die Häuser
der langen Hauptstraße haben unten große, weitausgedehnte Säuleuhallen.
Die vielen großen Gewölbe unter den Gebäuden stammen noch aus
früherer Zeit, iu welcher Rosenheim einen mächtigen Getreide- und Wein-
Handel betrieb. Das Merkwürdigste von Rosenheim ist das Salz Haus
(die Saline), in welchem in mächtigen Pfannen aus Salzwasser (Sole)
Salz gekocht wird. (Wir stellen Sole her und zeigen den Kindern, wie
beim Kochen der Sole das Salz als Rückstand bleibt.) Diese Sole
kommt in Röhren bis von Berchtesgaden. Sucht diesen Ort auf
der Karte!
Zufammeusafsuug: Rosenheim. Bei Rosenheim mündet die
Mangsall in den Inn. Rosenheim liegt am Eingang in die Berge.
Die mächtigen Gewölbe der Stadt zeugen von dem Handel Rosen-
heims in srüherer Zeit. Rosenheim besitzt eine große Saline.
b. Khiemsee mit dem Ltönigsschloß.
Lehrmittel: Abbildungen vom Königsschloß.
Setzen wir unsere Reise weiter fort. Nach welcher Himmelsgegend
wendet sich nun die Bahn? Nordosten. — Wodurch wird sie zu dieser
Richtuugsänderuug gezwungen? Ein See stellt sich ihr in den Weg.
— Lies dessen Namen ab! Sims see. — Betrachte seine Form! Er
dehnt sich in der Länge aus. — Wo fährt die Eisenbahn? An seinem
Nordufer. — Wir müssen lange hart am See dahinsahren. Keinen Ort,
kein Haus erblicken wir an seinen Ufern; kein Boot fchankelt auf der
unbeweglichen Wasserfläche dieses einsamsten und ödesten aller Seen.
Bald muß die Bahn ihre Richtung wieder ändern? Sie muß sich nach
Südosten wenden. — Wodurch wird sie diesmal zur Richtungsänderung
gezwungen? Wieder stellt sich ihr ein See in den Weg. —- Dessen Name?
Chiemsee. — Hart an diesem See fährt die Eisenbahn vorbei. Welche
Station ist angegeben? Prien. — Hier steigen wir aus.*) Weit, fast
*) Wir stellen vor dem Unterricht den Chiemsee im Sandkasten dar.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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18
I. Geographische Grundbegriffe,
Ein Thal, das von allen Seiten von Höhen umschlossen ist, heißt Kessel oder
Wulde, wenn es flach und breit ist, auch Becken, einksehr breites Thalebene. Enge,
auf beiden Seiten von hohen Bergwänden eingeschlossene Thäler werden Schluchten
oder Schlünde genannt. Eine tief eiugefchuittene, spaltenartige Schlucht mit senk-
rechten, durch das Wasser eiues abstürzenden Baches ausgewaschenen Wänden heißt
man in den Alpen Klamm (z. B. die Partnachklamm bei Partenkirchen),
Die Thäler scheiden die Erhebungen von einander, intern sie sich
entweder längs der Hauptrichtung zwischen ihnen hinziehen (Längs-
thäler) oder sie durchbrechen (Q u c r t h ä l e r).
Die Längsthäler sind in den Kettengebirgen die vorherrschende Thalform.
Sie senken sich in der Regel nur langsam abwärts und liegen ziemlich tief. Sie
sind gewöhnlich mehr angebaut und bevölkert als die Querthäler, daher auch von
Straßen und Eisenbahnen durchzogen. Die Querthäler liegen meistens höher als
die Längsthäler und senken sich oft stufenförmig abwärts. Sie machen gewöhnlich
einen erusten, großartigen, ja schauerlichen Eindruck, da sie häufig verhältnismäßig
eng sind. — Manchmal biegt ein Längsthal in ein Querthal über (z. B. das obere
Thal der Isar).
Die Thäler sind die natürlichen Sammler des fließenden Ge-
wäfsers, das aus Quellen entspringt, in Bächen und Flüssen zu
größeren Massen sich vereinigt und im Meere oder in Binnenseen sein
Ende erreicht.
Das Regenwasser verdunstet zum Teil oder fließt an der Oberfläche
ab, zum Teil wird es von den Pflanzen aufgesaugt, und der Rest ver-
sickert in die Erde. Hier fließt es so lange nach abwärts, bis es aus
eine Erdschichte trifft, die kein Wasser durchläßt (z. B. Mergel, Thon).
Von da an drängt es wieder zur Erdoberfläche, auf der es als Quelle
zum Vorschein kommt. Quellen sind also die Anfänge des fließenden
Gewässers.
Bei geeigneter Bodenbeschaffenheit können
Quellen durch tiefe Bohrungen zu Tage gefördert
werden; solche künstliche Quellen nennt man Bohr-
brnnnen oder artesische Brunnen (in der französischen
Grafschaft Artois 1126 zuerst angelegt).
Die meisten Quellen führen geringe
— wasserdurchlassende Schichten. Mengen der erdigen Stoffe, dil. ffe durch-
b = wasserdichte Schichten. ziehen, mit sich, namentlich findet sich Kalk
(L-^uelle. als ein allgemein verbreiteter und löslicher
Stoff fast in jedem Quellwasser. Enthält aber
eine Quelle besonders viele mineralische Bestandteile, die oft als Heil-
mittel dienen, so nennt man sie Mineral-, häufig auch Heilquellen.
Unser Vaterland besitzt Sol- oder Salzquellen, Eisen-, Schwesel-, Jodquellen,
Säuerlinge und Bitterquellen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
■Hm
97
vielbuchtigen Vierwaldstädter See (Tell's Sprung), den sie durchströmt.
Vom südlichen Ende des Sees geht die schon erwähnte Gotthardstraße das
Thal der Reuß entlang, über Altdorf (Tell's Schuß). Von hier bis zu
dem 3 Stunden entfernten Amsteg ist es sehr fruchtbar und lieblich. Von
dort ab aber wird es mit jedem Schritte wilder; die Straße ist bald auf
der rechten, bald auf der linken Seite des Flusses; die Felsen thürmen sich
immer höher, und die Reuß braust in immer wüthenderen Fällen. Nach
5 Stunden gelangt man durch den Schöllener Schlund zur alten Teu-
felsbrücke, 1412 m. hochgelegen, unter deren 8 m. weiter Bogenöffnung
die Reuß in einer Tiefe von 32,5 m. einen Ungeheuern Sturz bildet, dessen
emporstäubendes Wasser die Brücke fortwährend benetzt. Von der Brücke
gelangt man zum Teufelsberg; 71m. lang hat man einen Tunnel von 6 m.
Breite und 5 m. Höhe für die Straße durch diesen Berg gebrochen; das
ist das Urner Loch; hat man dies passirt, so tritt man in das 3 Stunden
lange und x/4 Stunde breite, felsenumgürtete Urseren-Thal, eines der
höchsten der Schweiz, das zwar keinen Baumwuchs mehr hat, wol aber liebliche
Alpenwiesen. Bon hier steigt die Straße zum Rücken des Gotthards, an
dessen nördlichem Abhänge die Reuß entspringt. — Auch nach Aufnahme der
Aar wird der Rhein noch mehrere Male durch nahe auf beiden Seiten
herantretende Berge eingeengt wie bei Laufenburg, wo der Strom fchäu-
mend und stürzend durch sein enges Klippenbett jagt; ebenso bei dem Städtchen
Rheinselden. Dann aber setzt er seinen Lauf ruhig nach Basel fort.
Basel liegt an dem äußersten Winkel, den der Rhein bei seiner Wen-
dung nach Norden macht. Welche Staaten stoßen hier zusammen? In solcher
Lage muß eine Handelsstadt gedeihen. Sie liegt 248 ua. über dem Meere,
und der Lauf des Rheins beträgt von hier aus noch 130 Meilen. Der
Rhein trägt hier schon Boote mit 500 — 600 Ctr. Last.
§ 43. Das Oberrheinthal. (S. Karte ix.)
Nun öffnet sich dem bisher eingeengten Strome mit einem Male das
nördlich gerichtete herrliche weite Oberrheinthal, ein 58 Meilen langes und
5 — 6 Meilen breites Becken, zu beiden Seiten, im Westen und Osten, von
hohen Gebirgsmanern eingefaßt und im N., unterhalb der Mündung des
Mains bei Mainz scheinbar durch dieselben vollständig geschlossen. So ist
es in der That einst gewesen. Das ganze Becken hat ein See gefüllt, in
den der Rhein unterhalb Basel mündete, bis die Fluten desselben sich endlich
die lange schmale Furche durch den nördlichen Gebirgswall gebrochen.
Nicht sofort schlägt der Rhein von Basel nördliche Richtung ein. Zwi-
schen dem südwestlichen Schwarzwalde und dem Schweizer Jura, den Vor-
berqen der sogenannten Blauen Berge zwischen Birs und Jll, fließt er
zunächst nordwestlich durch die südliche Bucht des Rheinbeckens. Die Jll
bildet eine südwestliche Bucht desselben, und diese wird nur durch einen
Höhenzug zwischen Jll und einem Nebenflüsse des Donbs von sehr geringer
Erhebung, der den Jura mit dem südlichen Wasgan verbindet, geschlossen,
so daß man leicht zwischen Doubs und Jll den Rhone-Rhein-Kanal dort
Schreiber, geogr. Lehrbuch. 7
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Die Drei Zinnen.
Ans den Dolomiten. x)
Das nebenstehende Bild versetzt uns in den Teil der Alpen, der,
voll landschaftlicher Schönheit wie in ihrem ganzen weiten Reiche kaum
ein zweiter, in Beziehung auf die Mannigfaltigkeit der Eindrücke, die er
dem Reisenden entgegenbringt, den ersten Platz einnimmt. Man hat sich
gewöhnt, für diesen Teil, der im Norden von der Rienz und der Drau,
im Osten vom Sextenthal und der Piave, im Süden von der Brenta
und im Westen von der Etsch und dem Eisack begrenzt wird, den Aus-
druck Dolomiten zu gebrauchen, und es wird wohl kaum gelingen, diese
einmal vorhandene Bezeichnung durch eine allen Anforderungen ent-
sprechende andere zu ersetzen, so klar und überzeugend auch die Geologen-
dargelegt haben, daß der Name Dolomiten vom wissenschaftlichen Stand-
punkte aus für die ganze Gruppe nichts weniger als gerechtfertigt ist.
Einerseits ist nachgewiesen worden, daß Dolomit — diesen Namen trägt
das Gestein zu Ehren des französischen Mineralogen Dolomieu, der
sich zuerst eingehend mit ihm beschäftigte — auch in den übrigen Kalk-
alpen weit verbreitet ist,2) anderseits hat man dargethan, daß in den
Dolomiten Dolomit und Kalk mannigfach wechseln.
Kalk und Dolomit sind einander in ihrer äußeren Erscheinung sehr
ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre chemische Zusammen-
setzung. Der Kalkstein ist wesentlich kohlensaurer Kalk, der Dolomit eine
Verbindung von kohlensaurem Kalke und kohlensaurer Magnesia. Diese
beiden Stoffe sind aber nicht immer in den bestimmten gesetzmäßigen
Gewichtsverhältnissen (54,35 Teile kohlensaurer Kalk und 45,65 Teile
kohlensaure Magnesia) im Dolomit enthalten, sondern es giebt neben
dem Dolomit Gesteine mit geringerem Magnesiagehalte, die durch dolo-
J) Vergleiche hierzu das in Debes' Schulatlas für die Oberklassen höherer
Lehranstalten auf Seite 79 befindliche Kärtchen vom Toblacher Felde
(Maßstab 1 : 200060).
2) Auch die Felsruinen des fränkischen Jura und der schwäbischen Alb be-
stehen aus Dolomit.
7
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Das Alpengebirge.
415
Eintritt ins Ncbenthal beginnen die Schwierigkeiten einer Al-
penpassage; gewöhnliche Gebirgspfade umgehen in der Regel
seine enge Thalpforte auf gangbareren Seitenhängen, Kunst-
straßen ziehen auf schmalen Felsleisten, künstlich gesprengten
Bahnen, zuweilen in großer Höhe über dem schäumende,»
Bach, zuweilen unterirdisch in das ebene Kesselthal. Dann,
an den Quellbächen der Flüsse, in den Hochthälern, steigern,
häufen sich die Schwierigkeiten; liegen sie in der Schnee-
Region, so sind sie nicht selten mit Schnee- und Glätscher-
Massen ausgefüllt, die eine natürliche Brücke über Abgründe
bauen, und dem Jäger, dem landeskundigen Wanderer na-
türliche Pfade über den Hochkmnm bahnen; schneiden sie tie-
fer ein bis zur Region der Begrasung oder Betvaldung, so
gelangen Saumpfade auf Felsvorsprüngen, auf sanfteren Ge-
hängen am Fuße der Thalwände, bald auf dem einen, bald
auf dem anderen Ufer des Bachs hinauf zum Alpen paß,
zur Paßhöhe. Fahrbare Kunststraßen bedürfen in dem ei-
nen wie in dem anderen Falle ausgedehnter Felssprengun-
gen, hoch aufgemauerter Terrassen, steinerner Brücken, langer
Felsgallerien zum Schutz gegen Lavinen und Steinschurren,
sicherer Zufluchtshäuser (Hospize) bei Unwettern, oder wenn
Lawinen oft tagelang die Straße sperren. Auf solche Weise
führen sie hinauf zur Kammeinsenkuug, die oft ^ ja 1 Meile
breit, zur Paßhöhe, die bald höher, bald niedriger, in der Re-
gel unterhalb der Schnee-Region liegt. Dann geht es auf
ähnliche Weise, auf der anderen Seite des Hochrückens, „mit
anderen Gewässern hinab in einen anderen Himmelsstrich",
in ein anderes Thal-System. Die Alpen-Passagen durch-
ziehen auf solche Art utindestens sieben Engpässe: zuerst die
Mündungspforte des Hauptthals, daun die des Nebenthals,
hierauf die Engen des Hochthals, endlich den Alpenpaß selbst
und ebenso hinab zum Ausgaugsthor des entgegengesetzten
Hauptthals. Wo aber die Alpen-Passagen länger sind, wie in
den Ost-Alpen, wo mehrere Hochketten nach einander über-
schritten »verden, oder wo mehrere Nebenthäler terrassenartig über-
einander aufsteige,», da häufen sich die Ellgen, die Pässe; dann
sind die Kamnieinschnitte aber niedriger, flacher, kürzer, lassen
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]